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Susanne Kippenberger / Am Tisch - Die kulinarische Bohème oder Die Entdeckung der Lebenslust

Kippenberger wuchs im Essen (!) der 60er-Jahre auf: „Wie allen Kindern aus großen Familien ist mir die Gier quasi angeboren. […] Wir wohnten in einem großen Haus, aber wir lebten praktisch in der Küche.“  Zwei Sätze aus dem Vorwort, die gewissermaßen das Programm zeigen: Es wird nicht intellektuell oder manieriert übers Essen räsoniert, sondern voll praller Lebenslust. Mit zwanzig Persönlichkeiten wie Otl Aicher, Vincent Klink und Klaus Wagenbach (ja, Bücher und essen …) treten wir  eine gastronomische Kulturreise an, eine Rundreise durch Zeiten, andere Länder, Sitten  und Stile. Spannend, lehrreich und ohne Ende unterhaltsam!

Die perfekte Vorspeise

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Christoph Ribbat / Im Restaurant - Eine Geschichte aus dem Bauch der Moderne

Wunderbar, herrlich, hier wird Gastronomie in allen ihren Facetten erlebbar: Ribbat montiert gewissermaßen die Originaltöne gastronomisch Tätiger und Forschender zu einer Geschichte der Restaurant-Kultur - die auch immer eine Zeitgeschichte ist. Das ist nicht nur spannend und interessant zu lesen, sondern es bereitet höchstes Vergnügen. Und Lust, das Haus zu verlassen, ja, warum wohl?

Eine kleine Kostprobe: „An den Tischen mögen die Protagonisten der neuen, vermeintlich körperlosen Zeit parlieren. In der Küche schwitzen Menschen, weil sie Lasten schleppen, Lebensmittel zerkleinern, Teller, Töpfe spülen. Die Arbeit zeichnet ihre Körper mit Schmerzen, Brandblasen, Narben.“ Was für eine Wertschätzung! Famos.

Das muss auf den Tisch

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Overath/Koch (Ha!!) Herausg. / Tafelrunde - Schriftsteller kochen für Ihre Freunde

Das gibt es immer wieder und ist nicht sonderlich originell: Rezeptsammlungen im mehr oder weniger privaten Umfeld – für eine Betriebsfeier, zu einem Jubiläum oder runden Geburtstag. So ähnlich ist das hier auch, Schriftsteller, die man kennt und auch solche, die man nicht kennt, haben ein Rezept beigesteuert und … das ist hier nun das Schöne, Erfrischende: auch eine Geschichte.

Das ist also kein Buch, in dem man gezielt nach Rezepten suchen wird – und auch nicht nach Geschichten. Es ist eher ein Table Book, in dem man immer mal wieder blättert, in eine Geschichte hineinliest und plötzlich eine Idee zu dem dazugehörigen Rezept entwickelt.

Obwohl die Rezepte keinen Meisterkoch erfordern, ist es doch schon ein Buch für Menschen, die neben dem Lesen noch ein anderes Hobby haben!

Das passt, ich such nach Inspiration für’s nächste Dinner

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Ariadne von Schirach / Du sollst nicht funktionieren

(Wie bei den Manns schreiben da ja wohl alle in der Familie! Á propos aktuell: Von ihrem Cousin Ferdinand (der mit den sensationellen Kurzgeschichten „Verbrechen“) läuft gerade im Stuttgarts Altem Schauspielhaus Terror - eine echte Wucht, sollte man sich anschauen)

Zum einen ist das Buch eine furiose Abrechnung mit diktierten, oktroyierten Werten, Mustern, Lebenszielen. Nur noch Mammon, Profit, eine Work-Life-Balance, die, ja wem eigentlich, nutzt? Ein Hurra dem Augenblick, unserer menschlichen Natur, der Leidenschaft. Und, die Philosophin von Schirach holt es auf eine Ebene, die wir verstehen, die wir nachvollziehen können. Eine Seite über die „Göttin Anorexia“ - und ich habe es endlich verstanden. Sie scheut auch nicht vor Harry Potter zurück oder Nick Cave:

„Vielleicht gibt es nur diesen Tanz. Vielleicht gibt es überhaupt nur diesen Tanz und diese kostbaren Momente in dem kurzen Flackern zwischen Geburt und Tod. Aber auf diesen Tanz kann man bauen. Dafür kann man sterben, weil es etwas zu verteidigen gibt, eine Unschuld, eine Freude und eine Hoffnung. Weil es schön ist, dass wir auf der Welt sind.“

Gibt es mehr zu sagen?

Her damit!

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Lars Geiges / PEGIDA

Sind das wirklich alles nur Hohlköpfe, verdruckste Loser, ängstliche, veränderungsunfähige Spießbürger? Und wie kann es sein, dass all das widerwärtige braune Gedankengut wieder hochgespült wird?

Ich weiß jetzt mehr, bin noch mehr bereit, mich dagegen zu stemmen. Und bin auch unendlich traurig. Ich denke, freiheitsorientierte, politische Menschen sollten dieses Buch kennen.

Einmal politische Bildung bitte

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Elisabeth Kolbert / Das 6. Sterben

Wie der Mensch einen vermutlich unumkehrbaren Massenmord an der Artenvielfalt begeht - sehr erhellend, sensationell geschrieben, aber letztlich unendlich bedrückend. Man mag das gar nicht alles wissen wollen und kommt doch nicht weg davon. Was ist nur los mit uns?

Traurig, aber da

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Sandrone Dazieri / In der Finsternis

Mal wieder einer dieser knallharten, rabenschwarzen Italiener mit ordentlich Korruption und reichlich Action. Und: Diese Geschichte wird alle Verschwörungstheoretiker begeistern, denn die Verschwörung, um die es geht, ist wirklich riesig und lang anhaltend. Aber natürlich ist das Komplott nur ein Teil des Problems.

Die Geschichte hat vielleicht, bis sie wirklich in Gang kommt, ein oder zwei Windungen zu viel, ist aber in jedem Fall so erzählt, dass man ab einem gewissen Punkt bewusst  Pausen einlegt, weil man zwar eigentlich immer wissen will, wie es weiter geht und dann doch mal Luft holen muss – einfach irre spannend, ein echter „page turner“.

Ja, ich will über Weihnachten wenig Schlaf und viel Herzklopfen